Pfadfinder – mehr als ein Abenteuer!
„Jeden Tag eine gute Tat“, dieser Wahlspruch der Pfadfinder ist wohl den meisten Menschen geläufig. Doch was machen Pfadfinder eigentlich? Helfen sie wirklich nur alten Menschen über die Straße, verbringen ihre gesamte Freizeit im Wald und umarmen Bäume? Wer Pfadfinder ist, wird nicht selten belächelt. Wer selbst nicht dabei ist oder war, weiß oft wenig über die Pfadfinderei – dabei ist sie die größte Jugendbewegung der Welt und schon über 100 Jahre alt. Ein Konzept für Kinder, Jugendliche und Erwachsene – mit riesigem Erfolg!
Ohne Abenteuer wäre das Leben tödlich langweilig.
Robert Baden-Powell, Gründer der Pfadfinderbewegung
Die meisten Pfadfinder in Deutschland organisiert sich mit ihren Stämmen in Dachverbänden, wie der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG).
Die DPSG wurde 1929 gegründet und ist mit rund 95.000 Mitgliedern der größte katholische Pfadfinderverband und gleichzeitig einer der größten Kinder- und Jugendverbände in Deutschland. In der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg sind rund 25.000 Wölflinge (7- bis 10-Jährige), 21.500 Jungpfadfinderinnen und Jungpfadfinder (10- bis 13-Jährige), 14.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder (13- bis 16-Jährige) sowie 14.500 Roverinnen und Rover (16- bis 20-Jährige) aktiv. Geleitet und begleitet werden sie von rund 20.000 Leiterinnen und Leitern (ab 18 Jahren). Die DPSG ist in 25 Diözesen vertreten, zählt rund 1.200 Stämme und Siedlungen sowie 137 Bezirke.
Eines der bekanntesten Erkennungszeichen der Pfadfinder ist die Kluft. Sie ist ein sandfarbenes Hemd, auf dem verschiedene Aufnäher, wie Nationalitäten, Stufen-, Stammesabzeichen und Aktionsaufnähern angebracht werden.
Auch bekannt sind die Halstücher, dessen Farbe die Stufenzugehörigkeit des Mitglieds zeigt.
Die Stufe ist die Gruppe, in die die Mitglieder altersgerecht eingeteilt werden.
- Wölflinge (6-9 Jahre): oranges Halstuch
- Jungpfadfinder (10-12 Jahre): blaues Halstuch
- Pfadfinder (13-15 Jahre): grünes Halstuch
- Rover (16-21 Jahre): rotes Halstuch
- Leiter: graues Halstuch oder rosa „Woodbadge-Halstuch“ mit McLaren-Tartan
38 Millionen Pfadfinder weltweit – und wo bleibst du?
Auch in Bad Orb gibt es Pfadfinder, die in der DPSG organisiert sind. Der Stamm Sankt Martin ist mit aktuell über 140 Mitgliedern einer der größten Stämme in der Diözese Fulda. Im kommenden Jahr feiern die Pfadfinder aus der Kurstadt ihr 85-jähriges Stammesjubiläum und sind dazu schon fleißig am planen. „Wir möchten mit allen aktuellen und ehemaligen Mitgliedern zusammen ein großes Sommerfest auf unserem Grundstück im Baiertal feiern“, schwärmt Christina Blos, Leiterin und Pfadfinderin seit mittlerweile über 20 Jahren.
„Es soll genauso bunt und vielfältig wie unser Stammesleben werden.“ Und tatsächlich, im Kalender der Bad Orber Pfadfinder findet sich selten eine Lücke. „Wenn wir nicht mit dem gesamten Stamm aktiv sind, so sind wir mit und in unseren Stufen unterwegs“, schmunzelt sie. Das Pfadfinderjahr startet für den Stamm mit dem Bad Orber Ostermarkt, an dem die Pfadfinder selbstgebackene Torten und Kuchen verkaufen, um sich damit die Stammeskasse aufzubessern. Am Umwelttag der Stadt stellen sie mit vielen Kindern seit Jahren die größte Gruppe und sagen damit dem Müll den Kampf an. „Wahnsinn, welch kuriose Dinge man an diesem Tag im Wald findet. Von Kinderwagen, Waschmaschinen, bündelweise Altpapier und zig Glasflaschen ist alles von Groß bis Klein dabei.“ Über Pfingsten zelteten die Bad Orber dieses Jahr mit 75 Teilnehmern vom Wölfling bis zum Leiter beim Diözesanlager in der Rhön und erlebten dabei das gesamte Wetterspektrum von Sonnenschein bis Schnee. „Das war auf jeden Fall ein richtiges Abenteuer, wenn man morgens aufwacht und unsere schwarzen Zelte eine leichte Schneeschicht haben.“ Auch in der katholischen Pfarrgemeinde ist der Stamm aktiv, organisiert Wald-Gottesdienste, hilft beim Pfarrfest mit und begleitet die Prozessionen an Christi Himmelfahrt und Fronleichnam.
In den Sommerferien tauschen die Pfadfinder dann für eine Woche das heimische Bett gegen Isomatte und Schlafsack. Die großen Zeltlager bilden dabei immer einen der Höhepunkte im Pfadfinderjahr, denn hier bereisten die Pfadfinder schon die Hallig Hooge mitten in der Nordsee, Italien, die Schweiz, Österreich oder Norwegen. Besonders beliebt sind die internationalen Zeltplätze, bei denen die Begegnung mit anderen Pfadfindergruppen aus der ganzen Welt groß geschrieben wird. Im Oktober messen sich Rover und Leiter mit anderen Teams aus ganz Deutschland beim „Ironscout“, einem 22-Stunden-Lauf mit Absolvierung unterschiedlicher Stationen, die per Landkarte gesucht und gefunden werden müssen. Jedes Jahr wird der Ironscout von einem anderen Pfadfinderstamm an einem anderen Ort unter einem anderen Motto in Deutschland ausgerichtet. Vor zwei Jahren fanden über 1.000 Teilnehmer den Weg nach Bad Orb. Unter dem Motto „Auf den Spuren der Spessarträuber“ richteten die Bad Orber den Ironscout 2014 auf dem Gelände des Schullandheimes Wegscheide aus und gingen damit als größter Ironscout aller Zeiten in die Geschichte des Laufes ein. Zwei Jahre Planung lagen damals hinter dem 12-köpfigen Organisationsteam, welches von 100 Helfern bei der Veranstaltung vor Ort unterstützt wurde. „Unter den Helfern hat man gemerkt, dass alle für ein Ziel schufteten: den Läufern und Stationsteams ein unvergessliches Wochenende und ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern – trotz vorheriger Strapazen.“
Ein besonderer Meilenstein in der Chronik der Bad Orber Pfadfinder und für alle Beteiligten sicher ein einmaliges Erlebnis. Im November bildet dann das Hauslager den Abschluss der Lagersaison. Dieses Jahr fährt der komplette Stamm für ein Wochenende ins Pfadfinderhaus der Diözese Fulda nach Röderhaid. Im Dezember folgt auf den Weihnachtsmarkt, an dem die Pfadfinder mit leckeren Wildbratwürstchen und Glühwein die Gaumen der Kundschaft verwöhnen, ein komplettes Wochenende aus Waldweihnacht, Rorate und Friedenslicht und bildet damit das Ende des Pfadfinderjahres. Wenn nicht gerade Stammesaktionen stattfinden, treffen sich die Kinder und Jugendliche in ihren wöchentlichen Gruppenstunden. Dort planen sie eigene Aktionen, lernen Pfadfinderkniffe wie Knoten und Feuer machen kennen und spielen Stadt- und Geländespiele. „Unsere Leiterinnen und Leiter lassen sich jede Woche neue Abenteuer für die Stufen einfallen und fördern und fordern damit die Kinder und Jugendlichen“, so Florian Acker, ehemaliger Stammesvorstand. „Und zusätzlich gehen die Gruppenstunden übers Wochenende hiken, Kanu und Fahrrad fahren, unternehmen Stufenfahrten zu den unterschiedlichsten Orten oder verbringen einfach nur einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer.“ Zahlreiche ehemalige Stammesmitglieder und Eltern haben vor einigen Jahren den Förderverein „Freunde und Förderer der Pfadfinder Bad Orb e.V.“ gegründet, der den Stamm bei seinen Aktionen finanziell unterstützt. Zusammen renovieren sie mit eigener Menpower eine alte Scheune im Orber Baiertal, welches die Pfadfinder für ihre Gruppenstunden im Grünen nutzen. Für die aktiven und ehemaligen Pfadfinder gibt es in Bad Orb also immer etwas zu tun. Und durch die große Anzahl an Kindern und Jugendlichen im Stamm muss sich die aktuelle Leiterrunde auch keine Sorgen um Nachwuchs machen. „Aktuell sind wir sehr gut aufgestellt und alle Stufen sind auf ihre Weise einzigartig und prägend für die eigene Pfadfinderkarriere. Fast alle unserer Leiterinnen und Leiter haben als Wölflinge angefangen und geben ihr Wissen und ihre positiven Erfahrungen nun an andere Kinder weiter.“